Immer wieder staune ich, wie ganz anders mein Leben wiedermal geworden ist – seit ungefähr einem Jahr.
Ich sehe das Yin Yang Symbol vor meinen inneren Augen: der dunkle Teil yin, mit dem hellen Scheibchen (oder Kugerl) drin und der helle Teil yang, mit dem dunklen Scheibchen (oder Kugerl) drin.
In den letzten Jahren war ich vor allem im Yin-Modus, im Camper gemütlich mäandernd, schöne Runden drehend ohne Zeitdruck, hatte meist wenig im Außen zu tun (innerlich gibt´s ja immer was zu tun!), war viel in der Natur, hab oft Freunde besucht auf meinen Reisen, viel geschrieben, viel gelesen, hab geholfen, wo Hilfe gebraucht wurde… Es gab wohl auch knackige Herausforderungen, aber insgesamt war viel Komfortzone; manchmal hab ich mich sogar unterfordert gefühlt in all dem guten leichten Leben
Und nun – seit dem Entschluß, diesen alten Hof im Weinviertel zu kaufen, ist alles anders geworden. Yang-Modus! Eine große Aufgabe, Focus, so viel zu tun, daß ich mich manchmal überfordert fühle, wenig sitzen, viel handwerken – drinnen, draußen… wenig Muße, wenig Raum für Schreiben und Lesen, wenig Kaffehaus, wenig unterwegs sein… Und es passt, das viele Werken macht mir Freude und tut mir gut!
Es geht ja drum, etwas weiterzubringen, voran zu gehen – ohne Druck, ohne Krampf, doch mit Focus, mit Richtung und auch in der Hingabe, im Vertrauen…
Nun hab ich Gott sei Dank wieder zunehmend Freude an meinem Hof und bin gelassener in Hinblick auf die Größe dieses Vorhabens! Durch die Krisen bin ich erst mal durch… der letzte Abschnitt der Sanierung des Wohnteils (er hat circa drei Monate gedauert) war mühsam, zeitweise sehr mühsam, in vieler Hinsicht, auf verschiedenen Ebenen: finanziell, auf der Beziehungsebene mit einem Handwerker und vor allem mit der Architektin (dank ihr durfte ich nochmal ein schwieriges altes Mutter-thema durchleben) und weil dieser letzte Abschnitt sich endlos gezogen hat!
Nicht nur einmal hab ich mir gesagt, daß ich´s auch lassen und alles wieder verkaufen kann… was meine Nerven etwas beruhigt hat!
Juni, Juli waren anstrengende Monate, im August – mit der endlich strahlenden Hochsommer-Sonne, hat sich meine Stimmung gewendet und: der Wohnteil innen war endlich wirklich fertig!
Eine liebe Freundin, die 10 Tage bei mir zu Besuch war, hat mir Mut gemacht, daß ich Vieles lernen und selber machen kann und hat mir damit geholfen, mich von der Architektin zu lösen.
Es hat sich angefühlt wie eine Abnabelung, höchste Zeit!
Und nun ist die Lebensfreude wieder da, es gab und gibt noch Sommerfreuden zu genießen: Ausflüge mit Freunden an einen See – mit Bootfahren, schwimmen, picknicken…, Wanderungen, Flußbaden im Kamp… und vor allem ein phantastisches viertägiges Tanz- und Atemseminar im Waldviertel – ein Fest! Ich war ganz in meinem Element, in meiner Kraft, mit wachen Sinnen und lachendem Herzen!

am Ottensteinersee


Urige Steinwesen in der Ysperklamm, ich liebe sie sehr!
Nach all dem Baustellenstreß war´s mir ganz wichtig, noch Sonnenstrahlen und Sommerfarben zu sammeln, wie Frederick, die Feldmaus! Es braucht doch genügend Vorräte für die kurzen, lichtarmen Wintertage!
Gut aufgetankt kommen nun auch immer mehr freudvolle und kreative Impulse, meine Räume innen zu gestalten. Es fehlen viele Möbel, denn manches, was in meiner Salzburger Wohnung schön und stimmig war, passt so gar nicht in einen alten Bauernhof. Also geht´s viel um´s Improvisieren und das macht Spaß! Zum Beispiel ein altes Ladenkastl wird zu einer Kredenz umfunktioniert – die Laden werden oben draufgesetzt und Bretter werden eingefügt.
Eigen-ständig, eigen-willig, eigen-artig! Diese wiedergewonnene Freiheit fühlt sich so gut an! Und es kommen witzige Ideen!
Viele viele kleine und große Projekte warten auf mich… wo immer ich hinschaue, gehört etwas gemacht: da bröckelt der Putz, dort sind tiefe Risse in der Mauer rund um den Innenhof, da fehlen Dachziegel, dort ist das hintere Tor aus Holz ziemlich morsch und so weiter und so weiter…
Die Frage ist: was kann warten und was gehört heuer noch gemacht? Vieles kann warten, das beruhigt meine Nerven… eins nach dem anderen, Schritt für Schritt… vor allem: mich freuen an dem, was bereits so schön gemacht wurde!
Also auch weiterhin Yang-Zeit, viel zu tun, dranbleiben, weitergehen, innen so weit einräumen, daß ich wirklich einziehen kann! Noch lebe ich ja großteils im Camper, im Innenhof… doch der nächste Winter kommt bestimmt!