Ich mag es hier, diese uneitle, sanfte, weit und wellig ausgedehnte Landschaft, die kleinen alten Dörfer – urig, wohltuend natürlich und heimelig, die tief mittelalterlichen Städtchen mit massigen Burgen… und die Menschen! Ich mag ihren Dialekt sehr, diesen weichen, melodischen Singsang, ich finde ihre Gemütlichkeit und ihren Humor sehr angenehm… es gibt immer wieder witzige, heitere Begegnungen, oft „rennt der Schmäh“, es wird viel gelacht (auch ohne Wein) – ah ja, wir sind im Weinland!
Auch heute gab´s einige gute Begegnungen:
Am Nachmittag hab ich wieder einen VW-Transporter voll mit uraltem Zeugs (bin ja beim Entrümpeln) – halbwegs sortiert in vielen Sacken und Kübeln und Schachteln – zur Abfallsammelstelle gebracht, alles in die richtigen Container befördert und wo ich unsicher war, hab ich den Helfer dort gefragt. Zum Schluß war nur noch eine kleine Schachtel über – mit Patronen für´s Gewehr. „De san no schorf, de miassn´s zur Bolizei bringan…!“
Aha, ok… Bei der Polizei angekommen, drück ich auf die Klingel und nach einer Weile ertönt´s aus dem Lautsprecher: „Wer is´n do?“ „Moldan, mit schorfer Munition!“
„Wooos? Na woart, i kumm obe!“ Schließlich kommt der Polizist die Treppe herunter und läßt mich rein.
Ein großer, sympathisch aussehender blonder mit langen Haaren, zu einem Knödel zusammengefasst. Es entsteht ein nettes, heiteres Hin und Her – über die scharfen Schrotpatronen, über Granaten und sonstiges Kriegsgerät, das man manchmal hier noch findet, über die Nachteile der Digitalsierung („frihra, wia ma des no mid da Hond gschriebn hom, woas aaafocha und schnölla…“) uswusw… irgenwann fragt er mich (ich bin sicher schon über eine dreiviertel Stunde bei ihm): „hom Sie´s eh net eilig?“ „Nana, hob eh Zeit…“… uswusw…
Die bürokratische Computerarbeit wir immer wieder unterbrochen von kleinen Plaudereien.
Es war eine erheiternde Stunde! Danke!
Später dann, am Abend, hab ich meine Vermieterin Agnes, eine aufgeweckte junge Frau im Innenhof getroffen – sie war gerade dabei, eine kleine Wohnstätte für den Wichtel Wilhelme, der ganz bald kommen wird, herzurichten… mit selbstgebastelten Möbelchen, Tellerchen und Gläschen, mit ein bisschen was Glänzendem… bezaubernd, ich bin begeistert – das Kind in mir!
Wir kommen in ein längeres Gespräch und irgendwann erzählt sie von einer ihrer früheren Arbeitgeberinnen, die mal zu ihr gesagt hat: „Madl, wonn´s di net gfreit, donn plog di!“
Agnes erzählt mir, daß dieser Spruch sie immer noch begleitet, daß er hilfreicher war als jedes Coaching!
Ich muß lachen und sag: für mi is es eher so: „wenn´s mi net gfreit, donn loß i´s!“
Sie meint, es darf schon auch mal anstrengend sein, einfach um durchzuhalten!
Ja, ich find mein großes Vorhaben auch zeitweise anstrengend, vor allem psychisch (weil alles so viel kostet… wird das Geld überhaupt reichen…? wer wird denn nun die Arbeit machen?), aber da ist es so wichtig, daß es eine aufbauende, helle, freudvolle Vision gibt und die Absicht, sie wahr zu machen, sie zu manifestieren.
Im Wort an-strengen ist das Wort streng drin – das wirkt eher abschreckend, finde ich;
Im Wort „bemühen“ ist die Mühe drin… mit Müh und Plag…
Beim näheren Reflektieren drüber finde ich, daß es gar nicht so sehr um das Wort selbst geht, sondern darum, welche Bedeutung ich ihm gebe, was ich damit verbinde.
„Plog di!“ ist für mich eher negativ besetzt, wirkt barsch und unfreundlich, aber es kann ja auch einfach meinen: Bleib dran, gib net glei auf!
Ja, ich bleib dran! Und es derf scho sein, daß es mi herausfordert (do, wo i festhoit) und: i hob a scheene Vision! Nämlich:
Voglio una casa… ein Lied, das ich gestern wiedermal gehört hab – hier ein bißchen Text:
Voglio una casa, la voglio bella (ich will ein Haus, ich will es schön)
Piena di luce come una stella (voller Licht wie ein Stern)
Piena di sole e di fortuna (voller Sonne und Glück)
E sopra il tetto spunti la luna (und über dem Dach geht der Mond auf)
Piena di riso, piena di pianto (voller Lachen, voller Tränen)
Casa ti sogno, toi sogno tanto (mein Haus, ich träum von dir, ich träume viel von dir)
Voglio una casa, per tanta gente (ich will ein Haus, für viele Menschen)
La voglio solida ed accogliente (ich möchte es solide und einladend)
Robusta e calida, semplice e vera (robust und warm, einfach und wahr)
Per farci musica…. y poesia…
Ich möchte unter diesem Dach leben… usw… ein schönes Lied!
….
Ich mag das Bodenständige, Natürliche hier sehr und immer wieder erinnert es mich ein bißchen an Mexico (wo ich ja jahrelang sehr sehr gern gelebt hab) – die Gelassenheit der Menschen, das viele Lachen, der langsamere Puls, das Alles-Abrunden (nur keine Ecken und Kanten!).
Auch mein Hof hat mich gleich an Mexico denken lassen: der Eingang – ein großes Metalltor, dann der Innenhof, die lange Mauer an der Seite zur Gasse hin (in Mexico wären oben Glasscherben einzementiert!), ein Innenhof mit vielen bunten Töpfe, Kübeln, Dosen voller Pflanzen…
Mi pequeno Mexico lindo – mein kleines hübsches Mexico! Im heiteren Weinviertel!