Archiv für den Tag: 27. Januar 2024

Schreib-und Mußestunden im Hotel

Diese Stunden im Hotel – mit Blick auf die Hafenkräne, auf´s Meer und in den blauen Himmel genieße ich sehr! Die Straße mit den paar Hafenkneipen und kleinen Läden bin ich schon ein paar Mal auf- und abgegangen und so gibt es keine weiteren Ablenkungen – ich bleibe einfach im Hotelzimmer und schreibe!

Nun wieder zurück – vor einer Woche:

Also, nach dem etwas wehmütigen Abschied vom Georg (wir hatten ja eine gute gemeinsame Zeit!) bin ich dann mit frischer Abenteuerlust alleine weitergereist.

Erst mit dem Taxi collectivo, dann mit dem Zug nach Marrakesh. Ein österreichischer Wüstenfahrer, den wir in Assilah getroffen haben, hat mir von einem hübschen Campingplatz bei Marrakesh erzählt – dort beziehe ich ein schönes großes (fixes) Zelt für ein paar Tage. Soviel Platz rund um mich herum, für mich alleine! Das ist ganz wunderbar – nach all den Nächten in Georg´s Camper, in denen ich umwuchert von Gwand und Kisten und unendlich viel Krimskrams auf kleinstem Raum nicht gar so gut geschlafen habe! Und es gibt eine saubere Dusche mit warmem Wasser – großartig!

Mein Zelt!

Marrakesch – eine wurlige, quirlige magische Stadt! Sehr weit ausgedehnte Plätze voll von Spielern, Gauklern, Akrobaten, Schlangenbeschwörern, Geschichtenerzählern… mit jeweils Trauben von Menschen rundherum, alles ist in ständiger Bewegung und formiert sich immer wieder neu, dazwischen knattern und brausen die Mopeds, schlängeln sich die Radfahrer, preisen die Händler lautstark ihre bunten Waren an… eine Weile faszinierend, dann wird´s fast anstrengend, diese chaotische Überfülle an Sinneseindrücken – Düften, Gestänken, Lärm, Farben, Mustern, Schönes und Häßliches dicht nebeneinander…

Und dann die Souks, die Märkte – wieder eine bunte faszinierende Überfülle an Kunsthandwerk, Handwerk, Essen… auf kleinstem Raum, in engen Gassen…

Was mich begeistert:; wie freundlich und hilfsbereit die Menschen sind, auch die Männer! Nicht so wie früher, als wir Frauen kaum in Ruhe gelassen wurden, sondern ich werde respektvoll behandelt und immer wieder gibt es auch lustige, humorvolle kleine Begegnungen! Die Vorzüge des schon Älterseins, der weißen Haare! Juju!

Einer der Gründe, warum ich nach Marrakesh wollte, war der Garten von Andre´Heller und er ist wirklich wunderschön, im Heller´schen Stil eben – ähnlich wie sein Garten in Gardone am Gardasee.

Ja, und dann war´s auch wieder genug… Abschied von Marrakesh… Mein Ticket für die Überfahrt mit der Fähre von Tanger nach Genua am 27. Jänner ist gebucht und es bleiben mir nur noch wenige Tage bis dorthin…

Mit dem Zug geht´s stundenlang wieder Richtung Norden…

Vom Zug aus…

In Assilah schließt sich dann der Kreis und ich freue mich, nochmal einen Tag und eine Nacht in dieser wunderschönen Stadt zu verbringen. Immer wieder ergeben sich nette Gespräche mit Einheimischen, vor allem die Frauen freuen sich an einem Schwätzchen!

Ich hatte großes Glück mit meiner Unterkunft – wieder sehr großzügig, mit Terrasse und schönem Ausblick, mit Kochmöglichkeit und freundlicher Familie…

Wäre gern noch einen Tag länger geblieben, aber die Fähre ruft!

Und so bin ich gestern hierher nach Tanger Med gefahren, nur um dann zu erfahren, daß ich mich im Datum geirrt habe, also einen Tag zu früh dran bin! Hihaha!!! 😂

Diese kleinen Hoppala´s sind dann oft Glücksfälle – ich mag diese rauhe Atmosphäre von großem Hafen, kleinen Kneipen und vor allem dann wieder die Ruhe meines Hotelzimmers!

…das war gestern abends…

Jetzt ist Mittag – ganz sicher der 27. Jänner! Noch ein paar Stunden, dann kann ich tatsächlich einchecken; um 23 Uhr wird dieses Riesenschiff dann ablegen…

Wiedermal Marokko!

Nun bin ich schon wieder auf der Rückreise, genauer gesagt ganz in der Nähe vom Fährhafen Tanger Med. Nachdem ich mich kurioserweise im Datum geirrt habe – ich war ganz sicher, daß heute der 27. Jänner ist, also der Tag, an dem meine Fähre nach Genua ablegt – bin ich heute am frühen Nachmittag hier angekommen (ich wäre gern noch einen Tag im schönen Städtchen Assilah geblieben!) Auf der Suche nach meiner Fähre hat mich ein sehr netter junger Polizist aufgeklärt, daß heute erst der 26. Jänner ist (!) und ich mußte sponan lachen und lachen und er mit mir! Ein Taxi hat mich dann zu einem Hotel in der Nähe des Fährhafens gebracht und hier bin ich nun und habe ganz viel Zeit… es gibt hier wirklich – außer Essen und Schlafen – nichts zu tun und so komme ich endlich zum Schreiben… super!

Also nun ein kurzer Rückblick auf die bisherige Reise:

Begonnen hat alles so: da ich seit Mai des vorigen Jahres ein Nomadenleben führe (ohne fixe Wohnung), war ich offen für ein Angebot, das mir wie auf dem Silbertablett präsentiert wurde: ein Bekannter einer Freundin habe vor, mit seinem Camper nach Marokko zu fahren und würde ganz gern jemanden mitnehmen. Dieser Bekannte war mir beim Kennenlerntreffen sympathisch und umgekehrt wohl auch und so haben wir die gemeinsame Reise beschlossen; ich mit der Einschränkung, daß ich so lange mitfahren werde, wie es für mich stimmig ist.

Und ein paar Tage später, Mitte Jänner war´s dann soweit – bei Schnee und strahlendem Sonnenschein sind wir losgefahren, immer südwärts… über Innsbruck, den Brenner, Bozen… ich bin beeindruckt, wie der Georg die schönsten „wilden“ Stellplätze zum Übernachten mit Hilfe von google maps findet (bei Kirchen, bei Baustellen, auf Parkplätzen überm See und am Meeresufer…)…

Die Fahrt am Ostufer des Gardasees entlang ist wunderschön, ich bin fasziniert von den gedeckten Farben des Winters, von den feinen, wie schwebenden Grau-Blau-Nuancen des Sees und der Berge und außerdem es ist wunderbar ruhig, keine Touristen unterwegs…

Der Blick von unserem Schlafplatz aus!

Und dann gemütlich immer weiter runter, westlich an Genua vorbei, ein guter Schlafplatz direkt am Meer, am nächsten Tag rüber nach Westen – ein Viele-Kilometer-Fahrtag unter trübem Himmel, unter feinen, feuchten Nebeln oberhalb der dicht besiedelten, zerhüttelten Cote dÁzur…und so weiter… bis nach Sete, unserem Fährhafen, wo wir uns am folgenden Nachmittag einschiffen.

So sind wir in der Früh bei Sete aufgewacht!

In Sete herrscht ein buntes Treiben im Hafen – jede Menge marokkanische Transporter, hoch aufgepackelt mit Sperrmüll aus Europa und viele schicke Wohnmobile, meist ältere französische Paare…

Die Überfahrt ist gemütlich, unterhaltsam, erholsam, dauert lang (ca. 45 Stunden), bei ziemlich schlechtem Essen und bruchstückhaftem Schlaf (immerhin habe ich eine etwas versteckte gepolsterte Bank ausfindig gemacht, wo ich doch jeweils ein paar Stunden schlafen kann)

Gibraltar

Und dann sind wir nach 2 Tagen und 2 Nächten auf einmal in Marokko, im Hafen von Tanger!

Arrive´! Es ist ziemlich lange her, daß ich das letzte Mal in Marokko war – ungefähr 20 Jahre! Das erste Mal war ich vor 50 (!!!) Jahren hier, gleich nach der Matura mit einer Freundin… da gab´s noch kaum Touristen, nur ein paar Hippies am Strand von Essaouira!

Eine neue Erfahrung für mich, mit dem Camper in Marokko unterwegs zu sein… der Campingplatz ca, eine Stunde südlich von Tanger – in Assilah – ist dicht belegt mit französischen Wohnmobilen und einigen hochgerüsteten strammen Wüstenfahrzeugen! Wir haben interessante Nachbarn: eine zarte Engländerin und ein robuster Maori – sehr symapthisch beide!

Die Medina von Assilah begeistert mich – eine kleine, leuchtend-weiß-blaue Stadt am Atlantik…

Am nächsten Tag fahren wir ein kleines Stück weiter südwärts, in ein Dorf an einer friedlichen Lagune – der Georg war schon mal hier… auf der Straße fängt uns ein Marokkaner ab, um uns seinen privaten Campingplatz anzubieten… wir nehmen an – wieder ein sympathischer Schlafplatz bei einer netten Familie!

Georg hat vor, mehrere Monate in Marokko zu bleiben und sich ganz langsam auf das Land einzuschwingen; für mich steht eine Entscheidung an: will ich auch tiefer eintauchen in dieses Land und länger mit ihm unterwegs sein oder nicht? Ich horche und spüre in mich hinein und es wird mir klar: es zieht mich zurück nach Wien!

Obwohl die Reise bisher fein war, unkompliziert und unterhaltsam (Georg ist ein liebenswerter, interessanter und witziger Zeitgenosse!) hatte ich doch immer wieder das Gefühl: „Ja eh, es ist eh schön, aber die Freude geht nicht wirklich tief… es ist, als ob ich schon recht satt wäre von all den äußeren Eindrücken… wirkliche Erfüllung fühlt sich anders an…“… Außerdem finde ich es auf Dauer anstrengend, immer mit einem anderen Menschen (auch wenn er noch so sympathisch ist) auf engem Raum zusammen zu sein, immer in SEINEM Raum zu sein! I need my own space again!

Und vor allem der Vorsatz, den ich für dieses Jahr ganz klar gefasst und formuliert habe, hat gewunken und gerufen: „Hej, remember me!“ Es war so klar zu Jahresbeginn, daß es Zeit ist, meine Begabungen mehr zur Entfaltung zu bringen, so daß sie deutlicher wirksam werden in der Welt! Also habe ich damals beschlossen, meine Entscheidungen danach auszurichten und mich nicht immer wieder hierhin oder dorthin ablenken zu lassen…

Ja, und so habe ich mich am nächsten Tag vom Georg und von der gemeinsamen Reise verabschiedet und habe mich auf den Weg nach Marrakesh gemacht…. eine Woche gebe ich mir noch in Marokko, bevor ich wieder den Heimweg antrete!

Fortsetzung folgt!