Archiv für den Tag: 30. Juni 2024

Was is „was G´scheits“?

„Jetzt mach amal was G´scheits!“ Diese barsche Aufforderung hab ich als Kind und auch als Jugendliche oft von meinem strengen und sehr ehrgeizigen Vater gehört.

Meine kindlichen Freuden – herumhüpfen, springen, mich ganz lang im Kreis drehen, trällern, trillern, judeln dudeln, viele Karl May-Bücher lesen, Bildchen ausschneiden und irgendwie lustig zusammenkleben – das war in seinen Augen sinnlos, eben gar nix G´scheits! G´scheit war nur Lernen für die Schule, gute Noten heimbringen, „gute“ Bücher lesen, „gute“ Musik hören usw…

Und später dann sollte ich dann natürlich g´scheit Karriere machen!

Als mein Vater gestorben ist, war ich grad mal 24 Jahre alt, mitten in einem Studium, das mich überhaupt nicht be-geist-ert hat, für das ich mich unter großem Druck entschieden habe… ich sollte doch endlich – nach einem Auslandsjahr in Paris – was G´scheit´s machen! Vor lauter Streß konnte ich gar nicht mehr spüren, was ich möchte, was mich denn wirklich be-geist-ert!

Ich war zwar einerseits rebellisch und wollte den elterlichen Forderungen nach besonderen Leistungen gerade NICHT entsprechen, andererseits hatte ich die gestrenge Vater-Stimme bereits verinnerlicht und bis heute frag ich mich unwillkürlich immer wieder mal, ob das wohl „was G´scheits“ ist, was ich grad mache!

Nur: Was ist denn „was G´scheits?“ Wenn ich ganz im Hier & Jetzt bin, gut in meiner Mitte, erfüllt, verbunden, dann stellt sich diese Frage natürlich gar nicht, dann BIN ich einfach! Und Gott sei Dank – mit der Zeit lerne ich doch immer besser, die kritisch-drängende Stimme als die Stimme des strengen Überich zu erkennen (und mich nicht mehr von ihr unter Druck setzen zu lassen!) und dahinter das Sehnen meiner Seele nach Erfüllung wahrzunehmen. Ihre „Stimme“ klingt ganz anders, immer liebevoll!

Alles, was meine Seele gut nährt, was mein Herz erfreut, ist sicher „was G´scheits“ – eine schöne Wanderung oder einfach SEIN in der Natur, eine schöne Ausstellung, ein inspiriertes Gespräch, tanzen, ein gutes Buch lesen, in einem angenehmen Cafe sitzen und schreiben…

Wenn ich meine Talente und Begabungen lebe, meine Essenz kenne und zum Ausdruck bringe und mir das Erfüllung und ein Gefühl von Sinnhaftigkeit gibt – das ist wirklich „was G´scheits“! Und das ist eine Lebensaufgabe – jedenfalls für mich!

„Da wo unser größter Schatz im Inneren ist, da ist auch unser größter Schmerz, unsere größte Angst; daher ist dort größte Gefahr und drum ist dieser Schatz so gut geschützt und vor uns selbst verborgen…“ so wird es oft gesagt und so erfahre ich es auch; Eva Denk hat ein ganzes, sehr erhellendes Buch zu diesem Thema geschrieben!

Ja, ich bin dran, auf einer guten Spur! Es ist mir schon viel klarer geworden, was denn dieser Schatz, diese Essenz ist, was denn meine wirklichen Begabungen überhaupt sind; nun geht´s darum, daß sie noch mehr sichtbar und wirksam werden in der Welt. Es möge geschehen, es geschieht!