Vor ca. 2 Wochen war´s soweit: ich hab mein erstes „richtiges“ Buch erstmals in Händen gehalten, hab´s bestaunt, betastet, dran gerochen (es kam ja frisch aus der Druckerei), hab ihm gesagt, daß ich mich sehr freue, daß es gut gelungen ist und daß es wirklich schön aussieht… und daß ich ihnen, den Büchern, alles Gute wünsche – gute Wege zu lieben Menschen, die sie schätzen, gut behandeln und Freude dran haben, was sie zu sagen haben!
Vor vielen Jahren hab ich mal ein Lyrikbändchen herausgebracht (Betwixt & Between), aber in der Folge nicht viel damit gemacht, außer immer wieder mal eins verschenkt.
Vor ca. 8 Jahren, nachdem mein geliebter Labradorrüde in sein Hundeparadies zurückgekehrt ist, hab ich die „Gespräche mit meinem Hund“ aufgeschrieben und ein kleines, selbstgebundenes Heft draus gemacht. Bald nachdem er gestorben ist, war ich ein paar Wochen in La Palma, bin durch die schwarzsandige, öde und doch auf ganz eigene Art faszinierende Landschaft gewandert (sie hat so gut zu meiner Traurigkeit gepasst!) und hab ihn so vermisst, daß ich einfach nicht aufhören konnte, mit ihm zu kommunizieren. Diese Worte dann aufzuschreiben, hat mir irgendwie gut getan! i
Und nun ein richtiges Buch mit 42 Kapiteln, die alle meinem Blog entnommen sind, mit eigenen Fotos (bis auf ein paar Ausnahmen) und Collagen.
Es war ein angenehmer und leicht fließender Prozess, ohne Zeitdruck, ohne größere Stockungen und Hindernisse, wieder mit der so feinen Hilfe von Helmut, der schon vielen schönen Büchern bei ihrer Entstehung geholfen hat und selbst ein toller Künstler ist. Danke, Helmut!
Bücher! Schon als Kind hab ich das Lesen geliebt und zelebriert! Da gab´s die tollen Abenteuerheftchen mit Berichten von großen Entdeckungen, von Expeditionen zum Nordpol und zum Südpol, vom ersten Flug über den Atlantik, von Erfindungen…
In der Volksschulzeit die Karl May Bücher – ich war begeistert! Wir Kinder, wir waren alle begeistert, haben einzelne Szenen im Wald nachgespielt oder uns welche ausgedacht – in entsprechender Indianerkleidung, mit Pfeil und Bogen, haben uns angeschlichen an die bösen Bleichgesichter, haben uns versteckt, Spuren verwischt, uns geübt im Täuschen und Tarnen, Kriegsgeheul, Marterpfahl… es war so aufregend und lustig!
Dann kamen die Mädchenromane, Heidi zum Beispiel hat mich begeistert! Naja, und so weiter und so weiter…
Diese Liebe zu Büchern und für´s Lesen ist mir natürlich geblieben! Fast nie gehe ich ohne Buch und Schreibheft aus dem Haus bzw. aus meinem rollenden Zuhause und fast immer lese ich mindestens zwei Bücher gleichzeitig: einen guten Roman (derzeit „Die kleine Last der großen Dinge“ – wunderbar! Das Gute ist: er ist dick – mit fast 700 Seiten!) sowie ein interessantes Sachbuch oder ein Inspirationsbuch und immer wieder auch Gedichte.
In Ruth Ozeki´s oben erwähntem Buch geht´s ganz viel um Bücher – um ihr Eigenleben, um ihre Sicht der Dinge, um einen hochsensiblen Jungen, den viele für verrückt erklären und der in Büchern Halt und Ruhe findet…
In einem Abschnitt, in dem „das Buch selbst“ zu Wort kommt, beklagt es die schwindende Bedeutung und Wichtigkeit der Bücher! Es erinnert daran, wie heilig Bücher einst waren, wie sie in Tempeln, in den stillen und geheiligten Hallen von Bibliotheken residierten, „…als Spiegel eures Geistes (das Buch spricht zu den Menschen), als Hüter eurer Vergangenheit, Beweis eurer grenzenlosen Vorstellungskraft und Zeugnis der Unendlichkeit eurer Träume und Wünsche… wir waren stolz darauf, halb lebendig zu sein durch die beseelende Kraft eurer Worte…“ und dann klagt es, daß Bücher für die Menschen wohl doch nur eine vorübergehende Marotte waren – bis zum Auftauchen der nächsten neumodischen Erfindung. Es ereifert sich über den „unbändigen Appetit der Menschen auf immer Neues, der dazu geführt hat, daß „ihr uns vorzeitig altern läßt, damit trotz unserer gewachsenen Zahl unsere Lebenszeit abnimmt… kaum sind wir hergestellt, werden wir auch schon wieder ausgemustert…“ usw… eine grausame Logik sei das, meint das Buch.
Ja, dieser „unbändige Appetit auf immer Neues“, der immer noch mehr zunimmt, wie mir scheint.
Eine manische Getriebenheit, die auch mich immer wieder nervt und die etwas sehr Destruktives hat.
Als eine Buchbinderei (im Roman) geschlossen wird, meint eine Lady: „Wahrscheinlich denken sie, daß wegen des Internets Wörter nicht mehr gebunden sein müssen. Ich persönlich finde das nicht.“ (ich auch nicht!) „Ich glaube, daß Wörter es vorziehen, auf Papier festgehalten zu werden. Sie brauchen Grenzen. Ohne Disziplin und gewisse Einschränkungen könnten sie ja sagen, was sie wollen. Aber ich fürchte, ich bin in dieser Hinsicht ein bißchen altmodisch.“ Ich auch – drum hab ich ja einzelne Blog-Artikeln in gebundene, handfeste Form gebracht!
Ja, meine Buch! Es ist fertig, es kann bestellt, verschickt, weiterempfohlen, weitergegeben werden – ich freu mich drüber, obwohl fast das Schönste ist immer der kreative Prozess selbst – das Schreiben an bestimmten, guten Orten, das Auswählen der Texte und Fotos, das Überarbeiten, das Abstimmen und Zusammenarbeiten mit Helmut und dann, dann halt ich´s auf einmal in Händen!
Diesmal werd ich mehr dranbleiben und besser als bei meinem Lyrikbändchen dafür sorgen, daß sie auf Reisen gehen und nicht in einem Karton verstauben!
Noch ein paar Worte zur Collage auf dem Einband: diese schräge Engelin (eine Freundin hat drin einen Wurschtl gesehen!) ist während der Quarantäne-Zeit nach einer Covid-Infektion vor gut 3 Jahren entstanden. Wenn ich quasi gezwungen bin, nur zu Hause zu sein (anstatt alles mögliche zu erledigen, herumzustreifen in der Natur, Freunde zu treffen, ins Cafe zu gehen…), bleib ich einfach dran am kreativen Werken und so hab ich diese beiden Wochen, trotz schönstem Wetter draussen, tatsächlich als bereichernd und fruchtbar empfunden!
Hatte schon seit längerer Zeit ein Schächtelchen mit Blattgold zu Hause, weil ich mal das Vergolden ausprobieren wollte. Und so hab ich damit gespielt, Kartons damit überzogen, die schönsten Stellen ausgeschnitten, diese Teile ohne jede Absicht herumgeschoben und irgendwie zusammengelegt und auf einmal ist diese Figur entstanden, ganz spielerisch! Ich hab sie dann noch weiter ausgestattet – mit einem meiner kleinen Webstückchen, mit den handgemachten Zwirnknöpfen, die ich so gerne mag (es gibt sie in vielen bunten Farben) et voila, da war sie, die schräge Engelin – gut geerdet und gehimmelt!
Und dann hat sie´sogar auf den Einband meines Buches geschaftt – als kleines „leuchtendes Beispiel“ für die Kunst der Improvisation!