Was ist eigentlich schlecht an Langeweile? Es gibt wahrscheinlich nur wenige Menschen, die Langeweile nicht als etwas Negatives sehen, sondern eher neutral, als eine Erfahrung unter vielen anderen.
Stolz wird oft behauptet: „Mir ist nie langweilig, ich hab immer was zu tun!“ oder: „Mir fällt immer was ein, ich bin ja ein kreativer Mensch…!“ oder : „Ich bin doch kein Langeweiler!“ Volle Terminkalender gelten bei Vielen als Beweis für die eigene Wichtigkeit und keine Zeit zu haben zeugt davon, daß Mann/Frau voll im Leben steht.
Nun ja, ich selbst versuche Langeweile auch eher zu vermeiden – außer ich schau mir dieses Thema mal bewußt und tiefer an.
LangeWeile haben oder gar lang-weilig sein – das ist hier in unseren Breitengraden fast etwas zum Schämen („…hast du denn nichts zu tun?“)
Und so wird alles getan, um Langeweile nicht spüren zu müssen, nicht eine lange Weile ohne irgendetwas – ohne Reiz, ohne Anregung von außen, ohne action verbringen zu müssen… das halten wir nicht gut aus! Und das „müssen“ wir ja auch nicht – Ablenkungen sind immer und überall reichlich verfügbar – da genügt ja schon der Griff zum Handy! Und – noch näher: die Gedanken und ihr unablässiges Geplapper schaffen auch eine gewisse Distanz zur unmittelbaren Erfahrung.
Wenn ich mich tiefer auf dieses Thema einlasse, mich frage warum ich LangeWeile nicht möchte, dann wird mir klar: dahinter steckt die Angst vor dem Nichts, vor einer Leere, die leicht bedrohlich werden könnte oder es werden womöglich unangenehme Gefühle und Erfahrungen (Einsamkeit, Ängste, ungelöste schmerzliche Geschichten…) spürbar, die wir sonst mit allen möglichen Aktivitäten überdecken.
Vor Kurzem war in einer langen Meditation genau dieses Thema – die LangeWeile – sehr präsent und es war schon klar, worum es geht: ganz damit zu sein, sie ganz zu spüren und anzunehmen, mich in ihre gähnende Leere hineinsínken zu lassen.
Zu Beginn war ein Teil von mir (die, die immer „etwas Besonderes“ erleben möchte) ent-täuscht, aber es war klar, daß es darum geht, einfach damit sitzenzubleiben, nicht abzudriften in seichtere Gewässer und dieses Nichts willkommen zu heißen – so wie andere Erfahrungen eben auch.
Es war zunächst ein mulmiges Gefühl, eine Art Angst vor der Bodenlosigkeit dieser Leere und durch das Damit-Sein geschah schließlich die Wandlung in einen schwebenden Frieden, in einen Raum der Stille.
Die Angst, die aufgetaucht ist, war wie ein Anklang an die Angst vor dem Tod, vor dem Fallen in ein namenloses Nichts.
Steckt nicht hinter der manischen Angetriebenheit unserer Gesellschaften letztlich die Angst vor dem Tod?
Neulich hat eine heilkundige, spürige Frau während einer Behandlung zu mir gesagt:
„Stell dir mal vor, du müßtest gar nichts tun, du würdest nur das tun, was dir wirklich wirklich Freude macht und du dürftest einfach „nur“ SEIN. Stundenlang irgendwo sitzen, wenn dir danach ist, ohne etwas zu tun…usw…“
Eon Freudenschauer ist durch meinen ganzen Körper gezogen und ich hab mich sehr erleichtert und wie befreit gefühlt! Als würde ein Druck, den ich mir mache (mich immer weiter zu entwickeln, meine Gaben immer mehr zum Ausdruck zu bringen usw…) und der mir oft gar nicht so bewußt ist, sich einfach auflösen!
SEIN, ganz jetzt da sein, atmend, fühlend, in Frieden mit dem was IST – mit dem Wundervollen und auch mit dem Beängstigenden, Verstörenden – alles alles will gefühlt werden und sagt:
Just be here with me!
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Nun hänge ich noch an, was ich damals, während dieser intensiven Erfahrung von Langeweile, von NICHTS geschrieben hab:
What? I don´t know…?!
Nada niente NOTHING nix
Oh no, it´s not a beautiful vibrating NOTHING
It´s a dull NOTHING, a deaf blind dull NOTHING
An empty boring dull NOTHING
Nothingness emptiness loneliness
Accept it, be with it, breathe into it
YES to this fucking boring dull emptiness
Every full breath is a full YES!
Untersuche einfach diesen Zustand, du Forscherin in der Ödnis des Nichts!
Wie genau fühlt es sich an?
Schwer unlebendig ratlos stumpfi-mumpfi
Völlig unklar uninspiriert letschad
Not know NOTHING nix wiss´n nix versteh´n
Schwerer Kopf schwere Lider müde Augen
Läßt es sich WENDEN? wer weiß…?
Lass mal… nicht verdrängen, nicht verscheuchen
in Frieden damit sein ::::
Inspiriert von dem netten Lied „Heute ist ein guter Tag um glücklich zu sein…“… :
„…heute ist ein guter Tag um gar nix zu sein
heute ist ein guter Tag für´s stumpf-Mumpfilein
es geht jetzt baden in trüben Schwaden
bitte nicht stören es will nix hören
es stockt der Fluß es stockt der Reim………
…heute ist ein guter Tag um ZU zu sein
heute ist ein guter Tag für´s dumpf-Stumpfilein
denn es muß gar nix sein muß gar nix sein….
nada niente NOTHING nix
Und ausserdem: nix is fix!