Den Tag heute hab ich eher unlustig begonnen… sorgenvolle Gedanken wegen meiner Finanzen (Fehlinvestitionen), schwüles, drückendes Wetter, mein Energielevel eher mau – was negative Gedanken gut gedeihen läßt… naja… nach dem Frühstück setz ich mich aber doch aufs Rad, fahre ein Stück den Gaisberg hinauf und wandere dann weiter zu einem meiner Lieblingsplätze – weit über der Stadt mit einem wunderschönen Blick auf die Berge und auf Salzburg. Das Gedankenkarusell hat sich dabei aber die ganze Zeit weitergedreht – dieses und jenes kritisierend, nörgelnd, grantelnd… eben weiterhin unlustig, so daß ich mich zunächst gar nicht richtig an diesem schönen Ort erfreuen kann.

Bis ich mich besinne und mir bewußt mache, daß ich dieses Geschwätz nicht einfach so hinnehmen muß – Stop it! Anhalten, atmen, wahrnehmen: was ist JETZT!?
Dabei fällt mir ein Ausspruch von Eli Jaxon Bear ein, der mich schon lange begleitet:
„…TAKE A STAND EXACTLY WHERE YOU ARE, IN THE MIDDLE OF THE MIND STREAM.“
Er schreibt: „… My teacher Papaji says, that there is a river of thought waves, and all beings are being washed downstream by this river….… Freedom is the willingness to TAKE A STAND EXACTLY WHERE YOU ARE, IN THE MIDDLE OF THE MIND STREAM.“
Mitten in diesem Strom von unaufhörlichen Gedanken anhalten, genau da wo du jetzt bist!
Ich hab für mich ja ein paar hilfreiche Strategien gefunden (erfunden), wie dieses Anhalten und Still-Werden leichter gelingt – es geht nur darum, sie auch anzuwenden:
- Das, was jetzt ist – jede Empfindung, jeden Sinneseindruck laut aussprechen! Das mach ich heute spontan, oben auf diesem guten Platzerl:
„…..ich fühle den Wind sanft über meine Haut streichen! …ich spüre die warme Erde und das Gras unter mir! ich nehme den Fluß des Atems wahr! …ich höre ein klopfendes Geräusch! …ich sehe eine Biene in einer kleinen gelben Blüte! …ich sehe, wie die Schäfchenwolken am Himmel ziehen! …ich spüre ein Kitzeln auf meinem Fuß – eine Ameise! …“... usw.usw… Das läßt mich rasch ganz präsent sein, mit allen Sinnen! Wie schön – so einfach kann es sein!
- Eine andere Strategie, die mir vor einiger Zeit in einer Meditation gezeigt wurde: Ich imaginiere einen rechteckigen Rahmen, mit feinem weißen Sand gefüllt, der von all den herumschwirrenden Gedanken ganz zerfurcht ist; dann streiche ich den Sand mit der Hand ganz glatt und verwische so alle Spuren (lösche alle Gedanken) … das hilft mir oft gut, in die Stille zu kommen! Ich glaube, dieses Glätten des Sandes wird im Zen so gemacht…?
- Was auch oft gut funktioniert, ist eine Empfehlung von Robin Kaiser:
„Nimm dieses blitzschnelle Hin und Her der Gedanken wahr und schalte innerlich um auf Zeitlupe, verlangsame das Tempo der Gedanken oder eines einzelnen Gedankens immer mehr, wenn möglich bis zu ihrem Stillstand…“ Ich atme dabei langsam in diese zunehmende Verlangsamung hinein… und in die Stille zwischen den Gedanken.
Nachdem ich mich also an diesem schönen Ort durch das laute Aussprechen dessen, was jetzt IST, gut wach und präsent fühle, stehe ich auf und singe die drei Jodler, die ich kann – jeweils alle drei Stimmen! Singe für mich, für die Berge, die Sonne, den Wind, die Bäume, die Erde, die Tiere…. usw… Ah, wie gut das tut, so befreiend und Freude bringend!
Singen ist natürlich immer gut und tanzen sowieso… am besten beides zusammen und gutes, volles Atmen – was ja dabei eh wie von selbst passiert!
Nun bin ich also wieder ganz JETZT DA und das fühlt sich tatsächlich so an, wie aus einer Trance aufzuwachen! Die Wahrnehmung hat sich verändert, mein ganzes Lebensgefühl – als wäre ein Grau-schleier weggezogen worden! Wie von selbst öffnen sich in dieser Gegenwärtigkeit die Sinne: nun nehme ich wahr, wie intensiv die kleinen gelben Blümchen leuchten – wie kleine Sonnen! Die zarte Schönheit der Herbstzeitlosen! Wie wunderschön die Strukturen der Baumrinden sind! Wie ein Spinnlein ihr Netz spinnt… Sehe wieder, wie schön und voller Wunder die Welt doch ist! Und damit ist die Freude am Fotografieren auch wieder da!





Die letzten drei Bilder sind am Salzachkai entstanden; diese schönen Platanen haben mich schon öfters zum Fotografieren angeregt!
Und so ist es doch noch ein wunderschöner Sonntag geworden!
Unfassbar, was wir alles versäumen, wenn wir so sehr „im Kopf“ sind, so identifiziert mit dem Geplapper des „monkey-mind“!